Der Classic Club Car Manhattan


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Noch vor zwei Jahren standen hier die Pferde der New Yorker Polizei. Doch seitdem hat sich die PS-Zahl in der großen Zeltkonstruktion neben dem Pier 76 am Hudson River vervielfacht. Denn nachdem die berittene Brigade abgerückt ist, hat hier der Classic Car Club von Manhattan Quartier bezogen – und mit ihm die rund 40 Autos mit zusammen 20.000 PS, die zum gemeinsamen Fuhrpark der Mitglieder zählen.

Zwar verspricht der Name eine Flotte von Oldtimern, doch auf diese Fährte sollte man sich nicht führen lassen. „Wir haben alles, was Spaß macht“, sagt Prichinello, der die Idee zusammen mit zwei mittlerweile zu Freunden gereiften Zufallsbekanntschaften aus London vor gut zehn Jahren in die USA exportiert hat. Das älteste Auto ist ein 55er-Porsche-Spider, dann kommen viele Muscle Cars aus den 50er- und 60er-Jahren, in den letzten Monaten hat Prichinello viele Youngtimer aus den Achtzigern und Neunzigern angeschafft und natürlich hat der Classic Car Club auch alles im Fuhrpark, was heute so als Supersportwagen aus Italien, England und Baden-Württemberg kommt: „Gerade erst haben wir einen V8 Vantage von Aston Martin bestellt und bekommen bald unseren Porsche GT3 RS“, sagt Prichinello und rühmt die guten Kontakte zu Luxushändlern auf der ganzen Welt, die sein Team in den letzten Jahren aufgebaut hat. „Wir bekommen die Autos meist schneller als private Kunden. Schon das ist für viele Grund genug, bei uns Mitglied zu werden.“

Aber weil es Prichinello um „außergewöhnliche Erlebnisse mit außergewöhnlichen Autos“ geht, hat er auch ein paar eher überraschende Fahrzeuge im Angebot. So hat er zum Beispiel ein paar deutschen Aussteigern in Südamerika gerade einen Westfalia-Camper auf Basis des VW T3 abgekauft und in die Flotte aufgenommen. Und weil er dazu gleich auch noch ein Permit für den Strand der Hamptons bieten kann, ist der Wohnwagen aus Wolfsburg schon jetzt für die meiste Zeit des Sommers ausgebucht.

 Weil Prichinello den persönlichen Kontakt und den individuellen Service liebt, hat er mit seinen beiden Partnern die Anzahl der Mitglieder auf 550 limitiert und kämpft mit entsprechend langen Wartelisten. Aber selbst dieser vergleichsweise kleine Zirkel ist eine illustre Gemeinschaft, die vielschichtiger kaum sein könnte, sagt der Club-Manager. Dazu zählen Banker und Broker genauso wie Kreative und Ärzte, Journalisten und Juristen, Unternehmer und Unterhalter. Es sind 80 Prozent Männer und immerhin 20 Prozent Frauen, die Mitglieder decken das gesamte Altersspektrum ab und selbst Ausländer mit regelmäßigen New-York-Aufenthalten stehen in der Mitglieder-Kartei. „Was sie eint, ist die Liebe zu exotischen Autos und exklusiven Erlebnissen. Und dass sie am Wochenende nicht wie alle anderen New Yorker von einem Brunch zum nächsten wollen.“

Mit Benzin im Blut und entsprechend viel Geld auf dem Konto ist es allerdings nicht getan. Wie in jedem guten Verein gibt es auch im Classic Car Club of Manhattan eine Aufnahmeprüfung. „Wir schauen uns die Leute genau an. Wir wollen wissen, wie sie fahren und mit den Autos umgehen. Und wir wollen, dass sie die Fahrzeuge auch beherrschen“, sagt Prichinello und muss den von ihren Automatikgetrieben verwöhnten Amerikanern zum Beispiel oft erst beibringen, wie man mit einer Handschaltung umzugehen hat.

Dass übrigens ausgerechnet der Mann, der Manhattan mit den schnellsten, stärksten und schönsten Traumwagen versorgt, auf den elektrischen Pick-Up von Tesla hofft, versteht man erst bei der expliziten Begründung: Denn der Club-Gründer ist kein Öko, sondern einer, der seine Sportwagen über alles liebt. Und deshalb lieber im Alltag elektrisch fahren würde, damit er bisweilen zum Spaß auch mal ein bisschen mehr Sprit verbrennen kann. 

 

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