Das schwimmende Eigenheim


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Reisemobile erleben derzeit in Deutschland ein Verkaufshoch – den Traum vom rollenden Eigenheim erfüllen sich mehrheitlich rüstige Rentner, die es an 365 Urlaubstagen im Jahr nutzen können. Das schwimmende Heim ist weniger verbreitet, obwohl im nahen Frankreich 4.000 Kilometer führerscheinfreie Wasserwege darauf warten, das Land in beschaulicher Geschwindigkeit zu erkunden und sich auch auf den Gewässern nördlich von Berlin entsprechende Reviere erstrecken.

Ein solches Hausboot, in der Fachsprache Motorkreuzer genannt, lässt sich tage- und wochenweise mieten, man kann es kaufen oder auch in einem „Eignerprogramm“ genannten Modell erwerben und einer Charterfirma zur Vermietung überlassen – mit einer bestimmten Anzahl an Wochen zur Eigennutzung.


Sieben Prozent
monatliche Rendite und 45 Prozent Rückkaufswert nach sieben Jahren
werden fest vereinbart.

Wir haben den Bootstyp Horizon 3 auf seinen Alltagsnutzen getestet, den die europaweit agierende Bootsvermietung Le Boat seit 2016 einsetzt. Nach der völligen Fehlkonstruktion der Vision-Baureihe – unhandlich, technisch anfällig, unpraktisch –, galt es, den Ruf aufzupolieren. In Zusammenarbeit mit der in Ostpolen ansässigen Delphia-Werft besann man sich mit den Horizon-Booten vorzugsweise auf alte, erprobte Werte.

Die zeigt sich in vermeintlichen Kleinigkeiten: Der Mann am Ruder kann durch eine Schiebetür schnell nach draußen flitzen, wenn etwa seine Hilfe in den wirbelnden Wassern einer Schleuse gefragt ist. Den Motor hat man im Heck eingebaut, er wummert nicht etwa unter der Kabine. Die Menschen an Bord, die ohnehin im wahrsten Sinne des Wortes in einem Boot sitzen, können sich aus dem Wege gehen – am Bug sind zwei Sitze unter freiem Himmel, am Heck gibt es gar eine überdachte Bank, auf dem Oberdeck kann nicht nur die maximal achtköpfige Besatzung speisen und in unmittelbarer Reichweite einen Gasgrill in Gang setzen. Es finden hier zudem zwei Liegen mit wetterfesten Matratzen ein gemütliches Plätzchen.


Schade: Weil die Delphia-Werft vor allem Segelboote und seegängige Yachten fertigt, hat die Horizon 3 hohe Bordwände, die jedoch bei der Binnenschipperei gar nicht nötig sind. Im Gegenteil: Sie erschweren den Ausstieg. Um an flachen Stegen und Ufern überhaupt von Bord zu kommen, haben die Polen am Heck eine geräumige flache Badeplattform angebaut. Will jemand unterwegs an Land abgesetzt werden, der etwa die Leinen zum Anlegen entgegennimmt, muss man das seitlich hinten tun – reine Gefühlssache, denn dieser Bereich ist von keinem der beiden Steuerstände innen und außen einsehbar. Bei kühlem oder regnerischem Wetter erblickt außer dem Steuermann neben ihm auf der Bank nur ein Crewmitglied, wohin der Wasserweg führt. Alle anderen im Salon sitzen so tief, dass sie lediglich die vorüberziehenden Bäume und den Himmel betrachten können.

Da auf dem Weg vom Salon zu den Schlafkabinen eine übergroße Stufe wartet, ist das Schiff nicht ideal für Gehbehinderte und Ältere. Man sehnt sich ein wenig nach den alten Badewannen aus dem vorigen Jahrhundert zurück, auf denen alles auf einer Ebene stattfand – einschließlich eines Freisitzes am Bug. Freilich – Bug- und Heckstrahlruder, wie sie auf der Horizon 3 das Rangieren erleichtern, waren damals unbekannt und mussten durch Geschick und Umsicht ersetzt werden.

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