StVZO bremst akustischen „Toter-Winkel-Warner“ aus


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Die Vorrichtung ist so simpel wie gut: Ein Sprachmodul gekoppelt mit sechs LED-Lampen angeschlossen an das Blinkrelais. Heraus kommt ein akustischer „Toter-Winkel-Warner“. Hergestellt wird das gute Stück in Großbritannien. Es sorgte auch hierzulande für Furore, als die Stadt Hamm zwei Fahrzeuge ihres Abfallwirtschaftsbetriebs damit ausrüstete, die bundesweit als „sprechende Müllwagen“ in die Schlagzeilen kamen. Doch die Genehmigungsbehörden machten einen Strich durch die Rechnung: Die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) sieht derartige Geräte schlichtweg nicht vor.

Dabei hatte alles so vielversprechend angefangen. Die Paul Wiegand GmbH aus Eichenzell bei Fulda – Ersatzteilspezialist für Entsorgungsfahrzeuge und Kehrmaschinen – hatte die Geräte von der englischen Firma „Amber Valley“ importiert. „In London sind sie Pflicht für jeden Lkw, der in die Stadt hereinfährt“, erläutert Martin Schulz, Leiter für Marketing und Vertrieb, bei dem osthessischen Unternehmen. Man witterte ein gutes Geschäft, schließlich ist der Tote Winkel nach wie vor Grund vieler schwerer Unfälle mit Fußgängern und Radfahrern.

Die Geräte wurden eigens für den deutschen Markt adaptiert. Der Warnhinweis „Vorsicht das Fahrzeug biegt rechts ab. Bitte Abstand halten!“ wurde von Manfred Lehmann, der markanten Synchronstimme des US-Schauspielers Bruce Willis, gesprochen. Mit 80 dB(A) ist die Stimme zwar laut, aber das muss ja auch bei einer Warnung sein. Der Tote-Winkel-Warner kann an das Sondermodul des Fahrzeuges angeschlossen werden, wodurch sich der Geschwindigkeitsbereich, in dem er aktiv ist, parametrieren lässt. Das gewährleistet, dass der sprechende Müllwagen die Fußgänger nicht ständig zutextet, wenn er mit eingeschaltetem Blinker vor einer roten Ampel wartet oder auf einer Landstraße zügig unterwegs ist.

„Es darf nicht in den Verkehr gesprochen werden“

– dies führt Schulz als Grund für das derzeitige Aus an. Die Paragraphen 49a und 55 StVZO stehen dagegen. Entsprechend wurde die vorläufige Betriebserlaubnis in Hamm wieder entzogen. Schulz musste die Geräte zurücknehmen. Natürlich setzten die Osthessen alle Hebel in Bewegung, um zumindest eine Ausnahmegenehmigung zu bekommen. Vergebens. „Keine Stelle in Deutschland, an die ich mich gewendet habe, konnte mir helfen“, berichtet Schulz resigniert.

Dabei fanden die sprechenden Müllwagen viel Zustimmung, weiß der Vertriebsleiter. Tobias Köbberling, Pressesprecher der Stadt Hamm, berichtet ebenfalls von überwiegend positiven Reaktionen. Für Hamm stand schon nach kurzer Zeit fest, dass alle Müllfahrzeuge ausgerüstet werden sollten. Aber daraus wird jetzt nichts. Doch vielleicht lesen die richtigen Entscheidungsträger in Berlin diesen Artikel und wir können irgendwann melden: Bruce Willis spricht wieder.

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