Olympiasieger Fabian Hambüchen im Gespräch


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Weltmeister, Olympiasieger, Sportler des Jahres, Teenie-Schwarm und ... Rentner, mit 30. Deutschlands Turn-König Fabian Hambüchen ist nach dem Ende seiner erfolgreichen Karriere im Dezember 2017 ein gefragter Mann.

Vor allem ist er offen für alles, was das Leben ihm jetzt bietet und was ihm vorher verwehrt blieb. Die Hälfte seiner 30 Jahre verbrachte der Mann aus Wetzlar in der Turnhalle. Im Gespräch mit KÜSmagazin gab er preis, was 15 Jahre Kunstturnen auf höchstem Niveau aus einem Körper machen und worauf er sich jetzt am meisten freut. „Ich habe es selbst so gewollt“, beteuert er. Obwohl sein Vater sein Trainer war, sei er von niemandem an die Geräte gezwungen worden. „Ich war fünf Jahre alt, als ich meinen ersten Wettkampf turnte. Mein Vater hatte mich von Beginn an in die Turnhalle mitgenommen. Schinderei, Quälerei, Tag für Tag stundenlange Kraftakte an Stangen und Holmen. Waghalsige Sprünge, knallharte Landungen. Dieser nur scheinbar so zähe, stabile Apparat aus Knochen, Sehnen, Muskeln, Knorpeln und Faszien steckte fortwährend in einem Stakkato wüster Schläge und Erschütterungen.

Mitunter krieche er noch heute nach dem Aufstehen erst mal durch die Wohnung, bis er die Vertikale erreicht hat. Aus dem Mann, der mit seinen Auftritten und der spektakulären Reck-Kür seinem Sport das Attribut des »Kunst«-Turnens verliehen hat, ist inzwischen ein Frührentner geworden. Rio sei der perfekte Abschluss seiner Karriere gewesen. „Da bin ich mit einer ganz anderen Erwartungshaltung hingeflogen als acht Jahre zuvor nach Peking. Dort war ich Favorit und habe es verbockt. In Rio war ich froh, dass ich trotz der lädierten Schulter überhaupt noch einmal dabei sein konnte. Ich war mit mir im Reinen. War auch psychisch auf der Höhe, nicht nur körperlich. Und ohne das Mentale geht’s nicht.“ Und jetzt? Bei Olympia in Pyeongchang war er für Eurosport im Einsatz, ist schon gebucht als Turn-Experte für die Spiele 2020 in Tokio.

„Das Leben steckt voller spannender Sachen.“

Dinge, auf die er sein halbes Leben lang hat verzichten müssen. „Vor kurzem war ich bei Markus Wasmeier. Der hat mir das Ski fahren beigebracht. Das wäre früher nie möglich gewesen wegen des Verletzungsrisikos.“

Die Anfragen, die Termine häufen sich bei ihm. „Ich kann ganz gut von meinem Namen jetzt leben“, sagt er und relativiert: „Natürlich sind das andere Dimensionen als bei einem Fußball-Superstar. Aber darauf bin ich nicht neidisch. Ich bin stolz auf das, was ich erreicht habe. Das gelingt nur ganz Wenigen.“ Dazu baut er zusammen mit seiner Familie in Wetzlar noch ein Haus. „Über Beschäftigungslosigkeit kann ich im Moment nicht klagen.“

Nun, da er auch innerlich mit der Karriere als Kunstturner abgeschlossen habe, sei er nach allen Seiten offen. „Wenn ich was mache, dann mit Energie und Herzblut.“ Unter all den neuen Aktivitäten soll aber sein Sportstudium in Köln nicht leiden. Seine Mutter sei die treibende Kraft dafür gewesen, dass er neben der Turnerei, noch sein Abi gemacht hat. Heute sei er ihr dankbar dafür. „Ich hatte kein Hobby, keine anderen Interessen. Mein Leben bestand nur aus Turnen.Irgendwann habe ich dann gemerkt, dass man irgendwie verblödet wenn man nix als Turnen macht.“

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