Eine Million Elektroautos sollen nach dem Willen von Kanzlerin Merkel bis 2020 über Deutschlands Straßen stromern. Wie diese Menge zusammenkommen soll, ist der Industrie derzeit noch ein Rätsel. Es gibt derzeit nur eine Handvoll Modelle. Ganz anders sieht es auf dem Zweiradmarkt aus. Elektrofahrräder sind der Verkaufshit. Und nicht nur ältere Käufer schätzen das Gefühl, durch leichtes Treten kräftig Rückenwind zu haben.
Bis 25 km/h schiebt der E-Motor an. Wer schneller fahren will, muss wie gewohnt kontinuierlich strampeln. Oder zum 45 km/h schnellen E-Bike greifen – das allerdings ist laut Gesetzgeber kein Fahrrad mehr und bedarf eines Versicherungskennzeichens und eines Helmes.
Mehr als 500.000 E-Bikes und «Pedelecs» – die Abkürzung steht für Pedal Electric Cycle – wurden 2009 in Europa verkauft. Der Absatz in Deutschland ist von 25.000 im Jahr 2005 auf 200.000 in 2010 geklettert, meldet der Zweirad-Industrie-Verband e. V. (ZIV). Für 2018 prognostizieren Fachmedien wie ExtraEnergy wenigstens 1,5 Millionen bis bestenfalls 3,25 Millionen Elektrofahrräder – allein in Deutschland.
Ein gigantischer Markt, den schon jetzt eine kaum noch zu überblickende Modellvielfalt kennzeichnet. «Schicker, leichter, vielfältiger, schneller, offroadiger, komfortabler – wie ein Luftballon beim Aufblasen weitet sich die Vielfalt der Pedelecs und E-Bikes in alle Richtungen gleichzeitig aus», schreibt das Fachmagazin urbanBIKING. In den Fahrradläden komme diese Welle zur aktuellen Bike-Saison 2011 erst so richtig an.
Wie bei den Hybrid-Automobilen ist die Leistungsunterstützung mittels Akkupack und Elektromotor kein günstiges Vergnügen.
Der Durchschnittspreis liegt derzeit bei rund 1.800 Euro, und damit weit über dem durchschnittlichen Fahrradpreis.
Neben den zusätzlichen technischen Komponenten sind die Preise auch den verstärkten, speziell entwickelten Rahmen geschuldet. Die Bereitschaft der Käufer, für das schweißfreie Radfahren ein paar Euro mehr auszugeben, beflügelt auch die Zweirad-Designer und -Konstrukteure.
Neben den klassischen Rädern, die mit Ausnahme des Batteriepacks kaum von herkömmlichen Drahteseln zu unterscheiden sind, bestimmen ausgefallene Exemplare den Markt. Vintage, Retro, Custom – was geht, wird umgesetzt. Auch technisch. Kalkhoff und Raleigh beispielsweise haben als Weltneuheit den ersten Pedelec-Mittelmotor mit Rücktritt konstruiert. Das sogenannte Impulse-Antriebssystem verbindet erstmals einen Elektromotor am Tretlager mit einer Rücktrittbremse – das war bislang technisch nicht möglich.
Auch in Sachen Gewicht hat sich einiges getan: Wogen die ersten Elektrofahrräder noch rund 30 kg, sind es jetzt meist um die 20 Kilo, Single-Speed-Pedelecs ohne Schaltung teils nur noch 10 bis 12 kg.