Kettenfahrzeug für Zivilisten


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Wer als Zivilist vom Panzerfahren träumt oder ein Kettenfahrzeug für schweres Gelände, tiefen Schnee und Fahrten im Wasser will – dem kann jetzt geholfen werden: Die deutsche LADA Automobile GmbH bietet mit dem russischen Tinger Track 500 ab 14.990 Euro ein echtes All Terrain Vehicle an, das bis zu fünf Personen abseits befestigter, öffentlicher Straßen transportieren kann.

Tinger über Baum IMG_2761 KopieTinger-Fahrzeuge werden seit acht Jahren in der Stahlstadt Cherepovets, rund 250 Kilometer ostwärts von St. Petersburg, produziert. Neben dem sechsrädrigen ATV Armor W6 mit Frontmotor laufen dort inzwischen pro Monat etwa 60 Tinger Track in drei Heckmotor-Varianten vom Band. Ein Armor W8 mit acht Rädern soll im Lauf des nächsten Jahres auf den Markt kommen.

Basis des 3 Meter langen und 1,90 Meter breiten Tinger Track 500 – die Zahl steht für 50 Zentimeter breite Raupenketten – ist eine offene Wanne aus zehn Millimeter starkem Polyethylen, die mit einem Stahlrahmen verstärkt ist. Optional gibt es Front-Seilwinde, Windschutzscheibe, Zusatz-Scheinwerfer und ein Planenverdeck mit flexiblen Kunststoffscheiben. Vorn bieten Einzelsitze guten Seitenhalt, für Fondpassagiere oder Gepäck gibt es dahinter nur eine einfache Bank.

Im Heck ist ein flüssigkeitsgekühlter 0,8-Liter-Dreizylinder Benzinmotor des chinesischen Herstellers Chery eingebaut, der 42 kW/57 PS leistet, etwa 75 Nm maximales Drehmoment entwickelt und die Abgasnorm Euro 4 erfüllt. Ein 35-Liter-Tank ist im Bug untergebracht. Leer wiegt das Raupenfahrzeug 950 Kilogramm und so lasten bei rund zwei Quadratmeter Boden-Aufstandsfläche nur etwa 50 Gramm auf den Quadratzentimeter.

Tinger Motor IMG_2767Die endlos gefertigten Raupenketten sind einschließlich der äußeren Griffleisten und der inneren Führungs-/Antriebselemente aus Composite-Material. Auf unbefestigtem Untergrund sollen sie zumindest 500 Stunden halten. Fünf schleppend aufgehängte Laufräder, das vorderste mit einem hydraulischen Stoßdämpfer, ein Treibrad im Heck und eine hydraulisch gespannte Umlenkrolle vorn bilden das Laufwerk. Die Antriebskraft wird über ein stufenloses Keilriemen-Getriebe und Doppelketten übertragen. Zusätzlich gibt es zwei im Stand manuell zu schaltende Fahrstufen für Vorwärtsfahrt und einen Rückwärtsgang. Zwei hydraulisch betätigte Scheibenbremsen befinden sich an beiden Seiten des Planeten-Differenzials.

Alle Bedienelemente des Tinger Track 500 sind (mit Ausnahme des Wählhebels für Vorwärts- oder Rückwärtsfahrt, des Anlasser-Knopfes und der elektrischen Schalter) an einem Lenker wie bei einem Motorrad untergebracht. Durch Ziehen an einer Lenkerseite wird die entsprechende Raupenkette abgebremst oder zum Stillstand gebracht.

Ab etwa 80 Zentimeter Wassertiefe schwimmt der Tinger Track und der Vortrieb erfolgt dann nur noch über die Bewegung der Raupenketten.

Die Beschleunigung bis zur Höchstgeschwindigkeit von 35 km/h und die Verzögerung bei Geradeausfahrt sind weniger beeindruckend als das Lenkverhalten: Kontinuierliche Kurvenfahrt ist kaum möglich, die jeweilige Seite wird kräftig abgebremst und der Spurverlauf dadurch eher eckig. Auf weichem Untergrund ist eine Kehrtwende innerhalb eines Fünf-Meter-Kreises möglich.

IMG_2742 KopieTrotz der relativ geringen Motorleistung lassen sich auf griffigem Untergrund Steigungen von mehr als 45 Grad sicher bewältigen. Schrägfahrten mit mehr als 30 Grad Seitenneigung sind ebenfalls kein Problem. An den Kugelkopf mit 150 Kilogramm Stützlast lassen sich 0,8 Tonnen hängen. Einfahren ins Wasser sollte mit Vorsicht geschehen, damit die Bugwelle nicht ins Fahrzeuginnere schwappt.

Stehende oder langsam fließende Gewässer lassen sich damit befahren, von reißenden Flüssen ist nicht zuletzt auch wegen nur 20 Zentimeter Freibord abzuraten.

Eine Straßenzulassung des Tinger Track ist in Deutschland nicht vorgesehen.

Zum Einsatz auf privatem oder nicht-öffentlichem Gelände kann der Transport nur auf einem Anhänger erfolgen. Umfangreicher als bei einem Straßenfahrzeug sind auch die Pflege- und Wartungsarbeiten: Motoröl- und Filterwechsel sowie Abschmieren der Laufräder von Hand sind bereits nach den ersten zehn Betriebsstunden und dann alle 50 Stunden erforderlich. Weitere Inspektionen von Getriebe und Bremsen werden anschließend im 100-Stunden-Rhythmus fällig.

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