Drei Monate Vollsperrung – na und!


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Das Ganze war gewagt: Vollsperrung einer Autobahn für drei Monate. Nicht irgendwo, sondern mitten im Ruhrgebiet. Da, wo auch sonst das Fernstraßennetz aus allen Nähten platzt und Staus an der Tagesordnung sind. Autobahn A40 in der Essener Innenstadt. In einem Rutsch, so die Überlegung der Planer, sollten gleich drei Brücken instandgesetzt, eine neue Fahrbahn erstellt und die Sicherheitstechnik im Ruhrschnellwegtunnel erneuert werden. Mit der bisherigen Bauweise – also abschnittsweise Verlegung des Verkehrs auf die Gegenfahrbahn – hätte die Maßnahme insgesamt volle zwei Jahre gedauert, also achtmal so lange.

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Ohne störenden Verkehr konnten die drei Brücken der A40 zeitgleich in voller Breite saniert werden.

Das Experiment ist geglückt, und das sogar weit besser als erwartet. Das nicht nur von Pessimisten befürchtete Chaos blieb aus. „Wir waren alle trunken vor Glück“, beschreibt Bernd Löchter, Sprecher von StraßenNRW, die Stimmung nach Ende der Vollsperrung. Nachahmer indes hat das europaweit beachtete Projekt bislang nicht gefunden. Noch nicht, möchte man sagen, denn die Vollsperrung war überall in den Straßenbauämtern Thema. „Damit definiert man uns“, berichtet Löchter. Für die Autobahn A59 (Duisburg/Düsseldorf) war eine ähnliche Vorgehensweise im Gespräch, doch „da gibt es wahrscheinlich eine andere Lösung“, so der StraßenNRW-Sprecher.

Allein die Aufgaben zur technischen Aufrüstung des Tunnels zeigen, wie umfangreich die Großbaustelle war, die insgesamt 20 Mio. Euro gekostet hat. So wurde die Fahrbahnbeleuchtung ebenso komplett erneuert wie die Notrufkabinen, Notausgänge wurden vergrößert und die Fluchtwege erweitert, an den Fahrbahnrändern wurden aktive Markierungselemente angebracht, eine Tunnelsperranlage eingerichtet, die Tunnelentwässerung zur Verbesserung des Sicherheitsniveaus bei Gefahrgutunfällen umgebaut und die Löschwasserversorgung erneuert. Ähnlich aufwändig war es auch mit der Stadtwaldbahnbrücke, die sowohl über eine Straße als auch eine Bahnlinie führte. Zunächst wurde die alte Brücke oberhalb der Stützen und Lager abgerissen und dann eine neue Brücke gebaut sowie die restlichen Bereiche instand gesetzt. Das alles in nur drei Monaten. So schnell kann’s gehen, wenn alle an einem Strang ziehen.

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Bagger mit Meißelvorsatz machten der alten Stadtwaldbahnbrücke in kürzester Zeit den Garaus. Der Abriss verlief so schnell, dass auf ursprünglich geplante Nachtschichten verzichtet werden konnte.

Bereits 2010 war die Idee der Vollsperrung geboren worden. Seitdem arbeiteten Verkehrsbehörden, Polizei, Stadt Essen, Bahn, Bezirksregierung und Verkehrsministerium an der Realisierung. Start war am Samstag, 7. Juli 2012, de facto Beginn der Sommerferien in NRW. Entsprechend bange blickte alles auf das Ferienende, denn da war die Baustelle natürlich noch nicht beendet. Auch dann lief alles überwiegend reibungslos, nicht zuletzt weil alle Voraussetzungen stimmten. Durch umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit kannte jeder im Pott die Baustelle, umfuhr sie wenn möglich großräumig oder stieg auf öffentliche Verkehrsmittel um. Zudem gibt es Alternativrouten mit ausreichend Kapazitäten, und der Lkw-Verkehr auf der A40 ist nicht so groß, dass diese Ausweichstrecken kollabierten. Nicht zuletzt wurden zusätzliche Auffahrrampen gebaut und die Ampelanlagen in der Umgebung angepasst.

„Wenn die Voraussetzungen passen, ist für mich die Vollsperrung einer Autobahn bei umfangreichen Baumaßnahmen immer wieder eine Option. Es ist sowohl für die Autofahrer besser, wenn Sie brauchbare Ausweichstrecken haben, als auch für die am Bau Beteiligten, wenn sie ohne Beeinträchtigung durch den laufenden Verkehr arbeiten können“, bilanzierte NRW-Verkehrsminister Michael Groschek zufrieden.

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