DocStop: Europaweite Medizinische Hilfe für Brummi-Piloten


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Über die Hälfte seines Lebens hat Rainer W. (Name von der Redaktion geändert) «auf dem Bock» verbracht. Sonntags abends gegen 22 Uhr ging es in der Regel los. Heimkehr meist erst dann, wenn das Wochenende anstand. Zwischendurch war die Landstraße, die Autobahn, Europa bis hinunter in den Süden Portugals sein Zuhause. Rainer fährt für einen mittelständischen Speditionsbetrieb. Die Auftragslage ist nicht die Beste in diesen Zeiten. Das weiß auch Rainer, und darum hat er so manches Mal nur die Zähne zusammengebissen, wenn der Rücken gezwickt oder er sich mit einem Infekt herumgeplagt hat.

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Rainer fährt Autos quer durch den Kontinent und dann mit leerer Fuhre wieder zurück. Was aber, wenn es unterwegs mal wirklich nicht mehr geht? Wenn er starke Schmerzen hat und doch weiß, dass er in wenigen Stunden eigentlich topfit und ausgeruht wieder ein paar Tausend Kilometer bewältigen muss?

Denn anders als jemand, der zu Hause seinen Alltagsjob erledigt, kann der Berufskraftfahrer nicht eben mal zwischendrin einen Arzt aufsuchen. Die Angst vor eventuellen Repressalien im Betrieb, wenn der Auftrag in Gefahr ist, führt zudem nicht selten zu unverantwortlichen Versuchen der Selbstbehandlung. So werden dann einfach frei verkäufliche Medikamente «in Eigenregie» eingenommen, deren komplexe Wechselwirkungen gar nicht überschaut werden können. Ein unkalkulierbares Risiko.

Seit Kurzem hat sich die medizinische Versorgung von Berufskraftfahrern entscheidend verbessert. Um eine größtmögliche Akzeptanz bei Berufsgenossenschaften, Arbeitgebern, Fahrern, Krankenkassen zu erreichen, wurde der «DocStop für Europäer e. V.» ins Leben gerufen. Dabei gilt es, ein deutschland- und europaweites medizinisches Informations- und Versorgungsnetz für Berufskraftfahrer aufzubauen. Bei Anruf wird ein Arzt in der Nähe genannt. Die medizinischen Versorgungspunkte (also Arztpraxis/Krankenhaus) sind in der Regel nicht weiter als vier Kilometer vom Anlaufpunkt (Rasthof/Autohof) entfernt. Abrechnen können Fahrer aus Deutschland mit der Chipkarte ihrer Krankenkasse. Fahrer aus anderen Ländern nutzen entweder die Chipkarte einer europäischen Krankenkasse oder bekommen eine doppelte Rechnung zur Erstattung der Kosten durch die Versicherung im Heimatland. Rasthöfe und Autohöfe als Anlaufpunkte haben einen einleuchtenden Grund: Dort kann der «Brummi» stehen bleiben. Der Arzt kommt zum Patienten – oder aber der Transport zum Arzt oder ins Krankenhaus wird anderweitig organisiert. Die Parkplatzsuche in Praxis- oder Krankenhausnähe (mit «Brummi» ungleich schwieriger als mit dem Pkw) entfällt.

Rund 300 Partner sind es, die sich in Deutschland bereits der Initiative angeschlossen haben – Ärzte, Krankenhäuser, Förderer. Für Rainer und seine zahlreichen Kollegen ist allein das Wissen darum eine deutliche Erleichterung im Alltag.

im Internet

Interessierte und Förderer finden Informationen unter www.docstoponline.eu

Fahrer-Informationen in 12 Sprachen: docstoponline.eu

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