Bauzeit mehr als halbiert


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Natürlich, man kann Brücken auch billiger bauen. Doch volkswirtschaftlich betrachtet wird’s unterm Strich dadurch vielleicht viel teurer. Dann nämlich, wenn man den Schaden durch Staus oder Unfälle im Baustellenbereich mit einrechnet. Dachte man sich auch bei der Planung des Neubaus einer Autobahnbrücke der A1 bei Unna. Das Ergebnis hat selbst die Auftraggeber überrascht. Nach nur 240 Tagen war der Neubau fix und fertig. Ursprünglich hatte Straßen.NRW mit 280 zusätzlichen Tagen gerechnet. Die Bauzeit wurde also mehr als halbiert.

 

„Die Erfahrungen, die gewonnen wurden, sind Basis für künftige Maßnahmen“, verkündete Thomas Oehler, Abteilungsdirektor bei Straßen.NRW anlässlich der Verkehrsfreigabe. Künftig, so Oehler, werde funktional ausgeschrieben. Der Landesbetrieb gebe nur noch die Rahmenbedingungen vor und lege nicht mehr exakt fest, wie gebaut werden solle. NRW-Verkehrsminister Hennig Wüst konnte da nur zustimmen. Angesichts des volkswirtschaftlichen Nutzens sei eine solche Vorgehensweise dringend geboten. 

Gleichwohl der Preisunterschied ist bei diesem Premierenprojekt schon nicht von Pappe. 8 Mio. Euro kostet die Brücke jetzt, geplant waren mal 5,5 Mio. Euro. Doch auf der A1 sind in diesem Bereich am Rande des Ruhrgebiets täglich rund 120.000 Fahrzeuge unterwegs. Das sei eine »Operation am offenen Herzen gewesen«, räumt Dipl.-Ing. Theo Reddemann vom ausführenden Bauunternehmen Echterhoff aus Westerkappeln am nördlichsten Zipfel von NRW ein. Während der gesamten Bauzeit konnte der Verkehr sechsstreifig durch die Baustelle rollen. 

Die Idee von Echterhoff überzeugte die Entscheider von Straßen.NRW und wenig später auch das Bundesverkehrsministerium. Eine Kombination aus Fertigbetonteilen und Ortbeton machte die Zeitersparnis möglich. Die im niedersächsischen Spelle gefertigten Teile wiegen bis zu 60 Tonnen. Echterhoff verwendet hier ein System ohne Einzelfall-Zulassung. Eine besondere Herausforderung bei der Herstellung der Fertigteile war, dass die Autobahn die darunterliegende Straße sehr schiefwinkelig, nämlich mit 50 Grad kreuzt. Besonders stolz ist Reddemann auf die Entwicklung einer sogenannten Hybridkappe, die den seitlichen Abschluss der Brücke bildet. Sie kann im Werk fix und fertig montiert werden – sogar mit Brückengeländer und bis zu 4,5 Meter hoher Lärmschutzwand.

Pro Stunde konnte ein Fertigteil gesetzt werden. Und: „Mit Auflegen der Kappen kann der Verkehr unter der Brücke sofort wieder freigegeben werden. Mit klassischer Verschalung hätte es Wochen gedauert. So profitierten auch die Autofahrer auf dem Afferder Weg von der Innovation made in NRW.  

Fotos Gregor Mausolf

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