Applaus! Applaus! Autokauf in Brasilien


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Aus großen Lautsprechern schmettert Musik im „Traumschiff- Stil“, die adretten Beschäftigten erheben sich und applaudieren, mit großer Geste enthüllt die zarte Verkäuferin das abgedeckte Auto. Davor, gerührt und vor Freude geschüttelt: die stolzen Neuwagenbesitzer, angetreten in Bestbesetzung – Opa, Vater, Mutter, Kinder. Drei Generationen, große Emotionen. Denn das hier ist etwas Heiliges: das erste eigene Auto. Brandneu. Blitzblank. Ein Mittelstandstraum.

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Alle fallen sich in die Arme, bestaunen das neue Familienmitglied, öffnen vorsichtig die Türen, streichen zaghaft über die Plastikschutzfolien, die Sitze und Kopfstützen bedecken und den Hyundai HB20 für eben diesen Moment konserviert haben. Und das wohl auch noch ein bisschen länger tun: Die
Neuwagenbesitzer drängen zum Aufbruch, vermutlich warten schon die Nachbarn, also nix wie rein in die gute rollende Stube und winke, winke, hup, hup, ab durch die Mitte. Die dünnen Überzieher lassen sie einfach drauf. Kann bestimmt nicht schaden.

Eine Filmszene? Herzkino mal anders? Nein! So verkauft man Autos, zumindest in Recife, Brasilien. Großer Bahnhof, der Kunde ist Kaiser, nicht bloß König. Hyundai hat damit großen Erfolg: Der in Brasilien gebaute HB20 – Auto des Jahres 2013 – hat die Koreaner binnen kürzester Zeit in die Spitzengruppe der Hersteller gespült. Vater des Erfolgs ist der HB20. „HB“ steht für Hyundai Brazil, 20 für die Baureihe. Hyundais erstes Modell aus der 2012 eröffneten Fabrik in Piracicaba nahe São Paulo. Ein nationales Produkt also. Und darauf sind sie mächtig stolz, Käufer wie Belegschaft.

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„Du musst deine Kunden ernst nehmen“, weiß Amaury Pedrosa, Spross einer Autohandels-Dynastie und Hyundai-Partner in Brasilien. Der größte und bevölkerungsreichste Staat Südamerikas ist ein kompliziertes Pflaster: Jahrelang dominierten Fiat, Toyota und Volkswagen den Markt mit ihren brasilianischen Modellen wie VW Gol. Hyundai, seit 1999 in Brasilien vertreten, und andere Importeure bekamen kein Bein auf den zeitweilig prosperierenden Boden. Neun Jahre in Folge legte der Markt zu. Von 2004 bis 2012 ging es um 150 Prozent nach oben. Dann die Krise. 2014 wurden 3,33 Millionen Pkw verkauft, rund 300.000 mehr als in Deutschland, aber sieben Prozent weniger als im Vorjahr. Experten rechneten sogar mit minus acht bis minus zwölf Prozent. Allein VW do Brasil büßte 17 Prozent (629.800 Einheiten) ein.

Der Kunde ist Kaiser, nicht bloß König.

Der HB20, 3,90 Meter langer ix-20-Klon und anfangs einziges Modell im Showroom, bekam mittlerweile eine Limousine (HB20S) und ein Mini-SUV (HB20X) zur Seite gestellt. 65 Prozent der Käufer entscheiden sich für den 1.0-Liter-Motor mit 80 PS, 35 Prozent nehmen den 1.6 mit 120 PS. Die Preise starten bei 38.000 Real, umgerechnet rund 12.670 Euro.

Finanzielle Überraschungen bleiben den Kunden erspart: Die Servicekosten sind fix für die gesamte Laufzeit der in Brasilien üblichen Finanzierung (meist 48 Monate). Überraschungen schätzt der brasilianische Autokäufer nicht. Außer – natürlich – bei der Neuwagenübergabe.

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