Rasieren auf Rädern


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Ein Frisiersalon auf Rädern? Allein der Plan dafür kostete Twain Taylor drei Monate Geduld und fast 60.000 Dollar. Aber jetzt hat der Figaro den vornehmsten Arbeitsplatz zwischen Manhattan Beach und Santa Monica.

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Wo sonst harte Plastikbänke oder enge Lederstühlchen montiert sind, thront in der Mitte der Kabine ein Prunksessel, auf dem der Kunde tatsächlich zum König wird. Dann tritt Taylor auf ein Pedal, schon wird aus dem Sessel eine Liege. Wie von selbst sinkt der Kopf über das Waschbecken, es wird wohlig warm und ehe man es sich versieht, beginnt der Barbier von Beverly Hills mit der Arbeit.

Um das Waschbecken hat der Figaro seine Werkbank eingerichtet: Messer und Rasierer, Scheren und Klingen, dazu lauter Fläschchen mit Shampoo und Spülung, Farben und Tönung. Nur eines sieht man hier nicht: Haare. Peinlich genau achtet Taylor auf die Sauberkeit, sterilisiert sein Werkzeug nach jedem Einsatz und lässt den Verschnitt im automatischen Staubsauger verschwinden. Wie stolz der Coiffeur mit dem strahlenden Grinsen und dem funkelnden Brillant-Ohrring nicht nur auf seine Idee, sondern auch auf seinen Wagen ist, sieht man nicht zuletzt an ein paar Details. Warum sonst ist wohl der Mercedes-Schriftzug auf die Kopfstütze gestickt und der Stuttgarter Stern auf seine Manschettenknöpfe genäht?

Als säße man im Maybach, sinkt der Kopf auf ein weiches Kissen, die Beine ruhen auf einer Liege und die Füße stehen auf einer silbern glänzenden Raste.

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Das Geschäftsmodell ist so schlicht wie spektakulär: „Denn hier in Los Angeles gibt es jede Menge Menschen, die viel Geld aber wenig Zeit haben“, sagt Taylor. Und weil sie die knappe Zeit nicht mit dem Gang zum Friseur vertrödeln wollen, kommt der Friseur eben zu ihnen. Die Kundschaft bestellt ihn aus Terminnot bisweilen sogar an den Flughafen oder in irgendwelche Parkhäuser. Über den schnellen Schnitt hinaus bietet Taylor seinen Kunden mit seinem Barber-Van Schutz vor peinlichen Fotos von Paparazzi und auch einen Rückzugsraum im hektischen Alltag der Stars und Sternchen. Ruhe kann man das vielleicht nicht nennen, was einen beim Luxury Mobile Barber Shop erwartet. An der Trennwand zur Fahrerkabine prangt ein riesiger Flatscreen und sicherheitshalber sind auch sonst überall, wo der Blick des Kunden hinfallen könnte, Bildschirme montiert. Dazu gibt’s einen Video-Server mit zigtausend Filmen oder Konzerten, ein paar hundert Kanäle Satelliten-Fernsehen und eine Soundanlage, die jede Dauerwelle flach legt: „Für viele Kunden sind die Rasur oder die Frisur hier nur Nebensache“, räumt Taylor ein. „Die wollen einfach ein bisschen abschalten, für sich alleine sein und entspannt Fernsehschauen.“ Und falls dabei die Kehle brennt oder es zu heiß wird unter dem vorgewärmten Saunatuch, hat der Barber-Shop natürlich auch gekühlten Champagner, scharfe Drinks und feines Kristall an Bord.

Zwar lässt sich Taylor diesen Service teuer bezahlen, nimmt schon bei 48-Stunden-Voranmeldung für eine schlichte Rasur 150 Dollar und für das Verwöhnpaket ohne Wartezeit mal eben 500 Dollar. Doch der Laden brummt, der Sprinter ist sieben Tage die Woche unterwegs und Taylor bestens ausgebucht.

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