24 Stunden Dubai – Gebrauchtwagen-Bewertung in der Wüste


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Anfang April klingelt bei KÜS-Pressesprecher Georg Marmit in Losheim am See das Telefon. Am anderen Ende der Leitung der Fernsehsender VOX: «Wir brauchen dringend einen Sachverständigen.» Kein Problem. «Und zwar in Dubai.» Die Augen von Georg Marmit wurden größer: «Wie bitte?» Durch die Wirtschaftskrise purzeln in Dubai die Gebrauchtwagenpreise. BMW X5 und Porsche Carrera sind teilweise bis zu 70 Prozent billiger als in Deutschland. Doch niemand weiß, was die Autos wirklich taugen. Hier kann nur ein versierter Gutachter weiterhelfen. Schließlich gilt es herauszubekommen, ob die Sportwagen aus der Wüste Preisrenner sind oder bloß marode Rohrkrepierer. Innerhalb von wenigen Stunden entscheidet die KÜS: Autoimport aus Dubai – dieses ungewöhnliche Thema könnte um die Medien-Welt gehen. Außerdem zeigt der Sondereinsatz fürs Fernsehen, dass die KÜS nicht nur Trendsetter für Themen auf dem Gebrauchtwagenmarkt ist, sondern auch unter schwierigsten Einsatzbedingungen zuverlässige Qualität garantiert. Wir machen mit. Für 24 Stunden wird Sachverständiger Thomas Firmery in die Wüstenmetropole abkommandiert.

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Donnerstag, 00.53 Uhr. Ankunft in Dubai. 32 Grad  . Die Luft ist zum Schneiden. Durch den Persischen Golf steigt die Luftfeuchtigkeit nachts auf über 90 %. Feierabend ist noch lange nicht. Einsatzbesprechung im Hotel. Eine offizielle Drehgenehmigung für Krisenthemen gibt es nicht. Thomas Firmery wird mit der versteckten Kamera vertraut gemacht.

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6.55 Uhr. Nach nur drei Stunden Schlaf beginnt die Recherche. Zunächst im Internet. Dann kauft Firmery an der Tankstelle eine Gebrauchtwagenzeitung. Er will sich einen groben Überblick über den Markt verschaffen, die Preise mit deutschen Restwerten vergleichen.

9.30 Uhr. Schnell wird klar: Bei Kompaktwagen lässt sich kaum sparen. Die größten Preisdifferenzen gibt es bei Luxusautos und Supersportwagen. Bei Neuwagen lohnen sich vor allem Audi Q5 und Mazda CX9. Bis zu 50 % weniger kosten die SUVs in Dubai als in Deutschland.

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11.15 Uhr. Das Thermometer klettert unermüdlich auf 43 Grad. Wir sind auf dem Used Car Complex Al Aweer im Süden von Dubai. Über 130 Showrooms reichen nicht mehr, um die Menge an Gebrauchtwagen und Leasingwagen unterzubringen. Teilweise parken Cayenne & Co. einfach im Wüstensand. Kleine Sandteufel, so heißen die Mini-Tornados, schleifen mit 20 km/h unermüdlich am roten Lack eines BMW X5 4.4i. Gut 21.000 Euro müsste der Luxusoffroader in Deutschland kosten, hier ist man froh, wenn er für 10.400 Euro den Besitzer wechselt. Thomas Firmery begutachtet argwöhnisch den knallroten X5. Für 50 % unter deutschem Listenpreis gibt es alles, was das Herz begehrt: Leder, Xenon, großes Navi. Fast alle Gebrauchtwagen haben hier Vollausstattung. Für das Rot gäbe es in Deutschland Punktabzug. In Europa sind eher Schwarz und Silber angesagt. Und noch einen Haken hat der große Bayer: Die Räder gehören nicht zum Auto. Die Reifen haben in den Radkästen üble Schleifspuren hinterlassen. Vor der ersten Autobahnfahrt müssen die Räder unbedingt ausgetauscht werden. Dafür ist der 4.4 Liter große V8 mit 80.000 Kilometern gerade erst eingefahren. Wenn Spedition, Steuer und Haupt-/Abgasuntersuchung mit dem X5 fertig sind, kostet er 15.300 Euro und ist somit immer noch etwa 27 % günstiger als ein vergleichbares Auto vom deutschen Händler. Erstes Fazit von Thomas Firmery: Kauf lohnt.

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14.35 Uhr. Mittlerweile hat sich Thomas Firmery an die versteckte Kamera gewöhnt: Immer Abstand zum Gesprächspartner halten. Nicht ans feine Nadelobjektiv im Oberhemd kommen. Möglichst die anderen reden lassen. Ein verstaubter BMW 635 CSi Baujahr 1988 am Straßenrand steht zum Verkauf. Thomas Firmery ruft den Vorbesitzer an, erfragt den Preis. Nur 2.500 Euro will der Araber haben. Zu teuer, meint Thomas Firmery: «Zwar ist die Karosserie rostfrei erhalten, die Historie kann aber nicht mehr nachvollzogen werden. Vermutlich wurde auch nachlackiert. Bis der BMW in Deutschland ist, kostet er stolze 4.500 Euro. Dafür gibt es in Deutschland bereits bessere Exemplare mit lückenloser Dokumentation.»

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17.02 Uhr. In wenigen Minuten wird es dunkel. Wir sind bei Axel Renner, einem Porsche-Händler in der Nähe von Dubai Marina. Thomas Firmery checkt die Preise. Zwischen 25 und 34 % lassen sich beim Re-Import eines gebrauchten Porsche aus den Emiraten sparen. Aber auch hier gilt: Die Autos haben oft seltsame Farbkombinationen, die sich in Europa später schlecht wieder verkaufen lassen. So hatte unser 30.000 Euro billiger Porsche 996 Turbo aus dem Internet eine mintfarbene Lederausstattung. Wir entdecken ein weißes Porsche Carrera-2-Cabrio von 1991 für 13.000 Euro. Thomas Firmery schickt den Wagen auf die Hebebühne, macht eine ausgedehnte Probefahrt, checkt jedes Detail. Sein Fazit: «Bis auf das verkratzte Armaturenbrett und das gesprungene Heckleuchtenglas ein Superauto. Der Motor ist trocken, Antrieb und Aufhängung im Topzustand. Komplett versteuert und zugelassen in Deutschland würde unser Carrera nur 18.000 Euro kosten. Wir hätten gut 7.000 Euro gespart.»

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19.21 Uhr. Thomas Firmery macht sich auf den Weg zum Flughafen. Morgen früh muss er wieder zurück in Losheim sein. Auf seinem Schreibtisch wartet bereits der nächste Fall. An den Sondereinsatz von Dubai kann er sich noch Wochen später erinnern. Denn nach VOX haben mittlerweile auch N24, Sat1, Pro7 und Autobild die Geschichte gebracht. Ein KÜS-Mann geht um die Medienwelt.

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Checkliste für Autos aus der Wüste

Thomas Firmery erklärt, worauf man achten muss:

  • Verdeck, Leder, Cockpit und Sitze sind vom starken UV-Licht oft ausgeblichen und zersetzt.
  • Vorsicht vor Sand: Unbedingt den Luftfilter abschrauben, ob Sand in den Motor gekommen ist. Die Antriebsmanschetten checken. Sand wirkt wie Schmirgelpapier.
  • Ist die Historie nachvollziehbar? Wenn möglich nur Gebrauchtwagen nehmen, die in einer Vertragswerkstatt gewartet wurden.
  • Genau durchrechnen, was das Auto am Ende kostet: Für den Transport müssen 1300 – 2500 Euro kalkuliert werden, Zoll 10 %, Mehrwertsteuer
    19 %, Zulassung 200 – 300 Euro.
  • Der Zustand von Motor und Antrieb ist oft überraschend gut. Der Grund: Es gibt keinen Kaltstart, auf den Autobahnen darf nur maximal 120 km/h gefahren werden. Es gibt weder Serpentinen noch Passstraßen. Meistens geht’s nur gerade aus.

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