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                                    8 %u2116 84 3/2025WAS UNS BEWEGTSecret Service hatte beschlossen, die Flotte von zehn %u00e4lteren Lincoln-Modellen aus den 1950er-Jahren, die von Harry Truman und Dwight Eisenhower genutzt worden waren, durch ein neues, modernes Modell zu erg%u00e4nzen: ein viert%u00fcriges Lincoln Continental Cabriolet.Im Januar verl%u00e4sst das Fahrzeug das FordWerk in Wixom, Michigan. Ford beauftragt daraufhin das Unternehmen Hess & Eisenhardt in Cincinnati, Ohio, mit dem Umbau zur Parade-Limousine. Der Lincoln wird in zwei H%u00e4lften geteilt und um ein rund einen Meter langes Zwischenst%u00fcck verl%u00e4ngert. Zur Ausstattung geh%u00f6ren unter anderem Funktelefone, von Scheinwerfern beleuchtete Fahnenmasten, Trittstufen f%u00fcr Sicherheitsbeamte sowie eine hydraulisch verstellbare R%u00fcckbank.Zum Wetterschutz wird ein Satz aus mehreren Dachteilen geliefert: ein Cabrioverdeck aus Stoff, ein weiteres aus leichtem Metall sowie ein drittes aus transparentem Kunststoff %u2013 je nach Einsatzzweck kombinierbar. W%u00e4hrend der gesamten Amtszeit Kennedys blieb das Fahrzeug im Besitz von Ford. Der Secret Service zahlte f%u00fcr dessen Nutzung j%u00e4hrlich 500 Dollar Miete.Manchmal werden Autos zu stummen Zeugen tragischer oder krimineller Ereignisse %u2013 und dadurch weltber%u00fchmt. Einige dieser Fahrzeuge bleiben noch lange %u00fcber den historischen Moment hinaus im Einsatz, auch wenn ihre weitere Geschichte der %u00d6ffentlichkeit weitgehend verborgen bleibt.Ein sonniger Tag mit d%u00fcsterem AusgangEs ist der Vormittag des 22. November 1963, als US-Pr%u00e4sident John F. Kennedy (46) im Rahmen einer Wahlkampftour im Konvoi durch Dallas, Texas f%u00e4hrt. Die Sonne scheint, Hunderttausende s%u00e4umen die Stra%u00dfenr%u00e4nder und winken dem Pr%u00e4sidentenpaar begeistert zu. Die Stimmung ist ausgelassen und fr%u00f6hlich. Um den Menschen eine bessere Sicht auf die Kennedys zu erm%u00f6glichen, wurde das Dach des Pr%u00e4sidenten-Lincoln Continental entfernt.Um 12.30 Uhr Ortszeit biegt das Fahrzeug in die Elm Street ein. Dann fallen Sch%u00fcsse %u00fcber der Dealey Plaza. Drei Kugeln treffen den Wagen %u2013 zwei davon den Pr%u00e4sidenten. Der Fahrer beschleunigt sofort und rast zum nur dreieinhalb Meilen entfernten Parkland Memorial Hospital. Doch f%u00fcr Kennedy, der durch Sch%u00fcsse in Hals und Kopf schwer verletzt wurde, kommt jede Hilfe zu sp%u00e4t.Der Tod des Pr%u00e4sidenten versetzt eine ganze Nation in Schockstarre. Und unter all den pr%u00e4sidialen Fahrzeugen der Vereinigten Staaten besitzt keines eine so d%u00fcstere und gleichzeitig faszinierende Geschichte wie jener Lincoln Continental mit dem kryptischen Codenamen X-100 %u2013 ein Symbol f%u00fcr Macht und Prestige.Kaum Schutz trotz hoher Priorit%u00e4tDer Code X-100 stammt aus den Unterlagen des Secret Service und bezeichnete intern ein Fahrzeug mit h%u00f6chster Sicherheitspriorit%u00e4t. Doch verf%u00fcgte der Wagen zum Zeitpunkt des Attentats %u00fcber keine nennenswerte Panzerung. Zwar war er mit moderner Kommunikationstechnik und speziellen Sonderausstattungen versehen, doch keine dieser Ausr%u00fcstungen bot Schutz vor Scharfsch%u00fctzen. Auch das transparente Kunststoffdach h%u00e4tte die t%u00f6dlichen Sch%u00fcsse nicht aufgehalten. Der Bericht der sogenannten Warren-Kommission h%u00e4lt fest, dass es %u201eweder kugelsicher noch kugelfest%u201c war.Die Entstehung des Kennedy-LincolnDie Geschichte dieses Fahrzeugs beginnt einige Jahre vor dem Attentat. Der Autos, die Geschichte schriebenDER LINCOLN VON DALLASTEXT Thorsten LinkFOTOS Archiv Thorsten Link, picture alliance  (Bildagentur-online/UIG/Victor Hugo King, Zumapress.com, Keystone Pictures USA)
                                
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