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                                    6 %u2116 84 3/2025WAS UNS BEWEGT40.000 Tonnen mit Pfeilern auf WanderschaftTALBR%u00dcCKE RINSDORFGigantische 40.000 Tonnen wiegt die Fahrtrichtung Dortmund der Rinsdorf-Talbr%u00fccke der Autobahn A45 inklusive Fundamenten und ihrer sechs Pfeiler, von denen der h%u00f6chste 70 Meter %u00fcber den Talgrund ragt. Bis zum 4. Juni 2025 stand die Talbr%u00fccke s%u00fcdlich von Siegen im wahrsten Sinne des Wortes neben der Spur. Dann wurde sie in einer spektakul%u00e4ren zweit%u00e4gigen Aktion um exakt 20,59 Meter in ihre endg%u00fcltige Position geschoben. Eine bisher nie dagewesene Ingenieursleistung. Alle Projektverantwortlichen sprachen w%u00e4hrend der Verschiebe-Aktion zur%u00fcckhaltend von %u00bbdeutschlandweit einmalig%u00ab. Einzig die aus Berlin angereiste Staatssekret%u00e4rin Dr. Claudia Elif Stutz vom Bundesverkehrsministerium wagte sich aus der Deckung: %u201evermutlich sogar europaweit einzigartig.%u201cAcht Jahre hatten die Verantwortlichen seit dem 1. Spatenstich im September 2017 auf den 3./4. Juni hingearbeitet. Die Topografie des Siegerlandes machte die Suche nach einer unkonventionellen L%u00f6sung f%u00fcr den Ersatzbau der 1967 fertiggestellten urspr%u00fcnglichen Br%u00fccke n%u00f6tig: Bei dieser lagen beide Richtungsfahrbahnen auf gemeinsamen Pfeilern. Ein Teilabriss war also unm%u00f6glich. Daher wurde die Fahrtrichtung Dortmund neben der alten Talquerung gebaut, der Verkehr komplett auf den Neubau umgelegt und das alte Viadukt im Februar 2022 gesprengt. In der urspr%u00fcnglichen Trasse wurde die Fahrtrichtung Frankfurt gebaut, auf die dann der Verkehr zur%u00fcckgelegt wurde. Der Weg war frei f%u00fcr die gr%u00f6%u00dfte Schiebung, die das Siegerland je erlebt hatte. Um die %u00f6stliche Br%u00fcckenh%u00e4lfte verschieben zu k%u00f6nnen, musste sie erst einmal %u2013 samt Pfeilern %u2013 um zwei Zentimeter angehoben werden. 2 mm starke Teflonbleche, mit einer Art Schmierseife bestrichen, wurden zwischen der Verschubbahn und den Pfeilern platziert, um die Reibung zu reduzieren. Die bange Frage: W%u00fcrden sich %u00dcberbau und Verschubbahn klaglos voneinander trennen, denn schlie%u00dflich waren sie viele Jahre und unter gro%u00dfem Druck friedlich miteinander vereint. Vermutlich auch deshalb hatte man Prominenz und Medien erst zum Ende der monstr%u00f6sen Aktion eingeladen und nicht zum Auftakt. 25 Hydraulikpressen mit jeweils 650 bar Druck hoben das gesamte Bauwerk exakt zeitgleich an. Geschafft. Der erste Stein konnte den Verantwortlichen vom Herzen fallen. Dann konnte die eigentliche Br%u00fcckenwanderung beginnen. Deren Steuerung war von Ingenieuren des federf%u00fchrenden Baukonzerns Strabag AG erst w%u00e4hrend der Bauphase zu Ende entwickelt worden. Zu Beginn der Bauma%u00dfnahme war noch nicht klar, ob der Koloss geschoben oder gezogen werden sollte. Durch L%u00f6cher %u2013 zwei pro Pfeiler %u2013 wurde ein jeweils ca. 100 kg schwerer Bolzen geschoben TEXT Gregor MausolfFOTOS Gregor Mausolf, Strabag AG Autobahn Westfalen
                                
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