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                                    32 %u2116 84 3/2025UNTERWEGSSo gro%u00df wie Hessen %u2013 und doch ein Land, das sich eine seiner St%u00e4dte mit einem Nachbarn teilt. Slowenien, das kleine Land zwischen den Karawanken im Norden und der Adria im S%u00fcden, wurde seit jeher von seinen angrenzenden Nachbarn gepr%u00e4gt: %u00d6sterreich, Ungarn, Italien und Kroatien.Das grenz%u00fcberschreitende Nova Gorica auf slowenischer und Gorizia auf italienischer Seite steht exemplarisch daf%u00fcr, dass ein neues Zusammenwachsen auch nach jahrzehntelanger, leidvoller Trennung m%u00f6glich ist. Deshalb wurde die Region zur Kulturhauptstadt Europas 2025 gew%u00e4hlt (neben Chemnitz/Region).%u00bbGo! 2025 Borderless%u00ab k%u00f6nnte kaum treffender als Motto f%u00fcr diesen Aufbruch dienen.Im St%u00e4dtchen Kobarid, das einst Karfreit hie%u00df, wurde 1991 ein Museum eingerichtet, das die unerbittlichen K%u00e4mpfe dokumentiert. Entlang der ehemaligen Isonzo-Front f%u00fchrt heute ein Friedensweg durch die malerische Landschaft %u2013 ein Mahnmal f%u00fcr die vom Krieg gepr%u00e4gten Zeiten und ein Zeichen, den Frieden zu bewahren. Daran erinnert das %u00bbGrenzenlos%u00ab-Programm auch im Kulturhauptstadtjahr 2025 von Gorizia/Nova Gorica.Mit ihrem vielf%u00e4ltigen Kulturprogramm blicken die Verantwortlichen in die Zukunft. NOVA GORICA: EINE STADT, ZWEI L%u00c4NDER TEXT & FOTOS Charlotte Wolf%u201eUm zu verstehen, dass sich eine %u00fcber zwei L%u00e4nder geteilte Stadt zum ersten Mal als eine grenz%u00fcberschreitende Europ%u00e4ische Kulturhauptstadt pr%u00e4sentiert, muss man auf die Vergangenheit zur%u00fcckblicken%u201c, betont die Projektdirektorin Mija Lorbek. Gorizia hie%u00df bis zum Ersten Weltkrieg G%u00f6rz und geh%u00f6rte zur Doppelmonarchie %u00d6sterreich-Ungarn. Schon damals zeigte sich die habsburgisch gepr%u00e4gte Stadt als kosmopolitisch: Man bestellte seinen Kaffee auf Italienisch, w%u00e4hrend in den %u00c4mtern Deutsch gesprochen wurde. Mit dem Machtantritt Mussolinis begann die konsequente Italienisierung. Die Vereinnahmung durch den faschistischen Herrscher f%u00fchrte Ende des Zweiten Weltkriegs zu blutigen Gefechten zwischen den italienischen Faschisten und Titos Partisanen. Zwar unterlagen Mussolinis Truppen, dennoch ging das historische G%u00f6rz fast vollst%u00e4ndig an Italien und wurde zu Gorizia. Tito musste sich mit dem monumentalen Bahnhof und dem b%u00e4uerlichen Hinterland begn%u00fcgen. Eine Schmach f%u00fcr den Partisanenf%u00fchrer und eine ausweglose Lage f%u00fcr die italienischen Bauern, die von ihren Feldern, Wiesen und oft auch St%u00e4llen abgegrenzt waren. Als Zeichen seiner St%u00e4rke plante Tito eine sozialistische Musterstadt und legte im Februar 1947 den Grundstein f%u00fcr Nova Gorica. Mehrst%u00f6ckige Wohnh%u00e4user und wuchtige %u00f6ffentliche Bauten lie%u00df der jugoslawische Herrscher als bewussten Kontrast zu Gorizia errichten, das als G%u00f6rz %u00fcber Jahrhunderte gewachsen war. Heute ist Nova Gorica, auch dank seiner 1995 gegr%u00fcndeten Universit%u00e4t, eine lebendige Stadt.Die Europ%u00e4ische Kulturhauptstadt 2025
                                
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