«Ich überzeichne meine Charaktere – aus Sympathie!». Interview mit Dora Heldt


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In ihren Büchern geht es zu wie im wirklichen Leben: Meistens kommt es anders als man denkt. Der entscheidende Unterschied zum wirklichen Leben besteht darin, dass Dora Heldt ihre Leserinnen und Leser konsequent heiter durch allerlei Schieflagen im ganz normal alltäglichen Wahnsinn führt. Seit ihrem Erstling «Ausgeliebt» hat sie sich eine große Fangemeinde erschrieben. Im Interview mit KÜS magazin gewährte die Autorin einen Blick hinter die Kulissen ihrer «Schreibwerkstatt».

zwingend Autorenfoto Dora Heldt 

Dora Heldt, wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Ich arbeite seit vielen Jahren als Verlagsvertreterin. Da gibt es – zwischen den
großen Reisen im Frühjahr und Herbst – naturgemäß ganz ruhige Monate. Das kann schon arg langweilig werden. So habe ich angefangen, während der ruhigen
Phasen zu schreiben. Gereizt hatte mich das Schreiben schon über längere Zeit. Die Idee, es zu versuchen, hatte ich schon länger. Auch weil mir immer mehr
auffiel, dass es in der Belletristik kaum Bücher für Frauen über 40 gab. In vielen Büchern für Frauen sind die Hauptfiguren Mitte 20, aber man selbst wird als
Leserin älter, und die Hauptfiguren der Bücher bleiben Mitte 20. So ist etwa «Ausgeliebt» nicht die Verarbeitung meiner eigenen Trennung, die lag da
schon einige Zeit zurück. Aber ich habe versucht, ein Buch zu schreiben, wie ich es selbst gerne gelesen hätte. Heute verbinde ich das Reisen für Verlage mit dem
Schreiben ganz bewusst.

Zum Stichwort «Reisen»: Ihre literarischen Figuren haben oft einen starken Bezug zu Sylt.

Das ist leicht erklärt. Ich selbst bin auf Sylt geboren, meine Eltern leben noch dort. Aber unabhängig von einem bestimmten Ort gibt es beim Schreiben einen
Nebeneffekt, den ich sehr schön finde: Man kann sich immer dahin schreiben, wo man selbst gerne wäre. Sehr praktisch, wenn man in Hamburg am Schreibtisch sitzt
und durchs Fenster auf einen ganz und gar grauen Tag schaut.

Wie viel Anteil haben an Ihren Figuren eventuelle reale Vorbilder?

Anteile realer Vorbilder finden sich in meinen Figuren immer. Aber ich überzeichne die Figuren stark – aus Sympathie! Man kann mit den zugespitzten
Charakteren lachen, aber keineswegs über sie lachen. Darauf achte ich sehr. Da fließen immer Beobachtungen aus dem Alltag ein. Zum Beispiel (schmunzelnd): Wenn
Männer über 70 in einer Runde zusammensitzen, wird über allerlei gesprochen, da wird richtig diskutiert. Frauen in vergleichbarer Runde erzählen sich oft nur ihre
Erlebnisse und lassen sich gegenseitig gar nicht mal richtig ausreden.

Sie sind viel unterwegs – mit welchem Verkehrsmittel am liebsten?
Ich fahre 50.000 Kilometer im Jahr, seit einiger Zeit überwiegend mit einem VW Tiguan, mit dem ich sehr zufrieden bin.

Und wie geht es literarisch weiter?
Mein nächstes Buch ist in Vorbereitung. Da wird es wieder turbulente Ferien geben.

Frau
Heldt, vielen Dank für den Zwischenstopp.

Mit Dora Heldt sprach Roland Bernd.

Bücher von Dora Heldt

(alle erschienen im Deutschen
Taschenbuch Verlag – dtv)

  • «Ausgeliebt»
  • «Unzertrennlich»
  • «Urlaub mit Papa»
  • «Tante Inge haut ab»

Im Internet

www.dora-heldt.de

zwingend Cover URLAUB MIT PAPA

zwingend Cover Ausgeliebt

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