Into the wild – Unterwegs in Nordschweden mit Schlafsack und Zelt


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Zwei Wochen Schweden hatte ich mir vorgenommen – Täglich würde ich in dieser Zeit meinen Rucksack von zwanzig Kilogramm schleppen und jeden Tag mein Zelt an einem anderen Ort aufbauen umgeben von der reinen Natur. Kein Handy, keine Motorengeräusche.

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Traumhaftes Wetter! Die Mittsommernacht liegt erst kurz zurück. Die Tage im Jahr, an denen es am längsten hell ist, verbreiten eine prickelnde Sektstimmung und es ist schwierig sich nicht anstecken zu lassen. Nach nur wenigen Stunden in dem quirligen Stockholm, fliege ich weiter nach Gällivare, oberhalb des Polarkreises. Schon vom Flugzeug aus ist die Veränderung der Landschaft erkennbar. Die Seen glitzern. Die Nadelwälder ziehen sich wie ein Teppich über die Erde.

Die erste Nacht ist sehr gewöhnungsbedürftig. Die Sonne geht ja wirklich nicht unter. Am nächsten Tag nehme ich sehr früh den Bus zu dem eigentlichen Ausgangsort meiner Wanderung: Ritsem, ein Ort, der aus zwei Häusern besteht, an einem riesigen Stausee. Ich fühle mich sprichwörtlich am «Ende der Welt» und zum ersten Mal sehr einsam mitten in einer kargen, steinigen Landschaft. Ein paar Krüppelbirken und Nadelbäume bringen da nur wenig Farbe in das Bild. Der Weg schlängelt sich zunächst durch einen lichten Birkenwald, wo kleine Bäche rauschen, in denen ich meine Wasserflaschen auffülle. Mehrere Stunden bin ich schon unterwegs und erst einmal habe ich jemanden getroffen. Nach einem steilen Anstieg stehe ich am Ende des Tages unmittelbar vor einer der Hütten, die in Entfernungen von etwa zwanzig Kilometer für Wanderer zur Verfügung stehen. Doch es kommt anders, als ich erwartet habe. Die Hütten werden erst in einer Woche bewirtschaftet, keine Menschenseele weit und breit zu sehen.

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Am nächsten Tag müssen die ersten großen Schneefelder, die teilweise auch über Schmelzbäche führen, überquert werden. Da treffe ich Ann, eine etwa sechzigjährige Schwedin, mit der ich für einen Tag wandere. Wie gut es ist, merke ich als ich einmal in den Schnee einbreche, der wie eine Brücke über einen Schmelzbach führte. Den Bach haben wir nicht bemerkt.

Sich mit 20 kg Gepäck alleine aus dem Schnee zu befreien, in dem man hüfthoch versunken ist, wäre schwierig geworden.

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Der Weg führt nach einigen Kilometern durch ein kleines Samendorf, wo es, dem Reiseführer nach, leckeren, frisch geräucherten Fisch geben soll. Die Türen der Häuser stehen offen, die Hunde kündigen mein Näherkommen durch lautes Bellen an, doch auch nach lautem Rufen an mehreren Häusern bekomme ich keinen Einwohner zu Gesicht. So setze ich enttäuscht meinen Wanderweg wieder fort ohne etwas zu essen.

Nach dem Samendorf ändert sich wieder die Landschaft. Die Sonne brennt unbarmherzig auf mich herab und es gibt keine Möglichkeit, Schatten zu finden. Auch die gefräßigen Mücken fordern ihren Zoll. Jetzt sieht es aus wie in den Alpen. Nur die Kühe fehlen – aber auch Rentiere, Elche und Bären, die es hier eigentlich geben soll.

Das nächste Samendorf ist Staloluokta. Hier kann man Lebensmittel kaufen, sofern man zunächst die Klingel betätigt. Erst dann öffnet jemand den winzig kleinen Verkaufsstand. Mein erster Kontakt zu den einheimischen Samen. Ich bin überrascht von deren Freundlichkeit. Hier beginnt oder endet für die meisten die Wanderung. Von Staloluokta gibt es ganz einfach planmäßige Flüge mit dem Helikopter nach Ritsem und Kvikkjokk. Und da der Hubschrauber dort ein normales Verkehrsmittel ist, wie bei uns ein Pkw, ist der ca. 20-minütige Flug mit 85 Euro sehr günstig. Am nächsten Tag sind die Hütten offiziell geöffnet. Die jungen Saminnen, die die Hütte bewirtschaften, sind sehr lieb und sonnig gut gelaunt, plötzlich sind auch einige Wanderer da. Wo kommen die denn alle her, frage ich mich. Sehr schade, dass ich am nächsten Tag schon zurückfliege und nicht mehr beim jährlichen Markieren der Rentierherden dabei sein kann.

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Praktische Tipps

  • Gute Informationen gibt es im Internet
  • Reiseführer: Padjelantaleden: Der Weg ist das Ziel. Verlag: Stein (Conrad); 9,90 EUR
  • Preiswerte Airlines bieten günstige Flugpreise – frühzeitige Buchung ist unbedingt zu empfehlen
  • Ausreichend Lebensmittel einpacken – die beiden am Weg gelegenen Samendörfer bieten frisch geräucherten Fisch und frisch gebackenes Brot an. Supermärkte gibt es am Weg nicht. Wasser kann bedenkenlos aus den Flüssen und Seen getrunken werden.
  • Hütten am Weg sind gute Unterkünfte (pro Übernachtung sind ca. 10 Euro zu zahlen; die Küche kann in der Regel mitbenutzt werden).

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