Tagestour zum Nordpol


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Jahrhunderte lang war der nördlichste Punkt der Erde eine der abgelegensten und unbekanntesten Gegenden der Erde. 2007, im internationalen Polarjahr, startete die Deutsche Polarflug ihre erste Tagestour zum Nordpol (die 300 Polarflieger wurden zu Pionieren der deutschen Tourismusgeschichte); 93 Jahre nach dem ersten Motorflug von Jan Naguruski, einem Polen in russischen Diensten.

Nordpolflug 01.05.08 125

Ohne die «Buschpiloten des Nordens» hätte sich die Arktis verkehrstechnisch wohl nie derart erschließen lassen, dass nun wie selbstverständlich Jahr für Jahr kleinste Forschungsgruppen und ganze Explorationsteams mit immer neuen Aufgaben zu den entlegendsten Inseln im arktischen Meer gelangen. Am 1. Mai dieses Jahres gesellte sich auch ein Mitarbeiter des KÜS magazins zur Polarflug-Solidargemeinschaft – mit der Flugnummer LT 9999 einen Tag lang «Nordpol light».

Vor einem Jahr ist viel Kritik laut geworden über die Klimafolgen und die Massentauglichkeit einer solch kurzen «Butterfahrt» zur Arktis. Die Veranstalter halten dagegen: Mit drei Kilogramm Treibhausgas-Ausstoß pro Passagier und Kilometer – 300 Liter Kerosin pro Fluggast – sei die Klimabilanz um ein Mehrfaches besser als die eines Postreiseschiffes, das bei Spitzbergen nur 300 Kilometer weit vom Pol entfernt verkehrt.

Zusätzlich hat der Veranstalter von jedem Passagier eine «50-Euro-Spende» für das ökologische Gewissen eingefordert und kassiert.

Mit dieser Kompensationsabgabe an die Klimaschutzinitiative «PrimaKlima-Weltweit» sollen 20 Hektar Wald gepflanzt werden. Die Bäume werden in den ersten 50 Jahren der Luft so viel CO2 entziehen, dass die klimaschädigende Wirkung des Fluges mindestens 20-fach kompensiert werden soll, sagt Hans Peter Hasenkamp, Vorsitzender des Düsseldorfer Vereins. Seit 1991 hat er in Deutschland und anderswo auf 3.714 Hektar rund 8,1 Millionen Bäume pflanzen lassen. Dadurch werden jährlich 32 Tonnen Kohlendioxid entsorgt.

«Es steht fünfzig zu fünfzig, dass der Nordpol abschmilzt», war die düstere Prognose von Mark Serreze zum Beginn des Sommers 2008. Der Nordpol könnte nach Einschätzung des US-Wissenschaftlers vom amerikanischen Schnee- und Eisdatenzentrum Boulder erstmals seit Menschengedenken eisfrei werden.

Eis ist das beherrschende Element der Arktis: Eis auf dem Meer, das den größten Teil rings um den Nordpol einnimmt, und Eis auf den Inseln. Im vergangenen Jahr war die Eisfläche des arktischen Ozeans so stark zurückgegangen wie noch nie. Erstmals war im Spätsommer letzten Jahres die sogenannte Nordwest-Passage vom Atlantik zum Pazifik vorübergehend eisfrei und für Schiffe befahrbar.

Der verbrauchsarme Airbus A330-200 der LTU/Air Berlin – der trotzdem 90.000 Liter Kerosin verbrauchte – startete vom Flughafen Düsseldorf aus über Dänemark, Zentralnorwegen und entlang der norwegischen Küste zunächst nach Spitzbergen. Bereits auf den ersten vier Stunden boten sich den Passagieren aus der Kabine wunderschöne Ausblicke. Über den Blick aus dem Fenster hinaus bot eine hochauflösende Live-Bildübertragung aus dem Cockpit (sieben Kameras waren dort fest installiert) prächtige Bilder. Auf den vielen Monitoren in der Maschine war ständig die Karte, versehen mit technischen und geografischen Details, zu sehen.

Von Spitzbergen aus führte der Flug auf direktem Weg zum geographischen Nordpol, 90 Grad Nord. Den Anflug auf den Nordpol zelebrierten die Gäste aus sieben Nationen, von denen die am weitesten angereisten extra für diesen Anlass aus den USA kamen, bei einem Glas Champagner. Am Nordpol führte Kapitän Wilhelm Heinz zwei kleine Weltumrundungen durch.

Innerhalb weniger Minuten wurden in zwei Vollkreisen sämtliche Längen – grade durchflogen und mehrfach die Datumsgrenze überquert.

Über den landschaftlich reizvollen Gebieten fliegt der Airbus im Tiefflug. Als weiteres Highlight folgte wenig später ein fast zweistündiger Vorbeiflug entlang der grönländischen Ostküste bei hervorragender Sicht auf fantastische Eis- und Schneelandschaften. Von Südostgrönland aus ging es über Island nach Schottland hinweg auf direktem Weg nach Düsseldorf, wo der Nordpolflug nach etwas über 12 Stunden Flugzeit pünktlich zum Sonnen-untergang um 20.54 Uhr wieder landete.

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